kultur und kunst im ruhrgebiet
Entwurf einer Liebeserklärung
Das Ruhrgebiet ist eine oft genannte und doch unbekannte deutsche Region, dabei eine der vielseitigsten Metropolen Deutschlands. In diesem Revier zwischen Duisburg und Dortmund geht es kaum noch um Kohle, Koks und Stahl, sondern eher um Kunst, Kultur und Staunen. Der Pott ist vielleicht nicht schön, aber mit seinen Ecken und Kanten umso spannender. Wir reflektieren Industrialisierung und Renaturierung oder Bergbau und Werkbetrachtung gleichermassen. Unsere Reise ist der Entwurf einer Liebeserklärung!
Reiseprogramm
1. Tag (So): Anreise und Aussicht
Die frühe Anfahrt ab Basler Rheinknie direkt in das Ruhrgebiet zahlt sich deshalb aus, weil wir uns auf der Schurenbachhalde im Schatten der stählernen «Bramme» von Richard Serra ganz mittig im Revier befinden werden und das Panorama auf den Pott, der nicht mehr raucht, geniessen können. 7 Übernachtungen im Hotel Friends Zeche Zollverein.
2. Tag (Mo): Im grünen Bereich
In Duisburg-Meiderich besuchen wir ein Renaturierungsprojekt der Sonderklasse: Hier ist das fast vollständig erhaltene Gelände eines Hüttenbetriebs mit Maschinenhallen, Hochöfen und Winderhitzern, Erzbunkeranlagen und Gleisharfen in eine Gartenlandschaft transformiert worden. Danach geniessen wir ein Mittagessen mit Wanderung im Ruhrtal und durch die Fachwerkkulisse der Altstadt von Kettwig.
3. Tag (Di): Glück auf!
Die Zeche Zollverein, dieses Weltkulturerbe in Essen, liegt uns zu Füssen und erscheint im schlicht ergreifenden Gewand der Neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre. Im Rahmen der Umnutzung hat der Bildhauer Ulrich Rückriem begonnen, den Abraum in eine natürliche Kunstzone zu verwandeln. Ehemalige Bergleute erzählen auf Führungen von einer vergangenen Lebenswelt. Nachmittags besuchen wir die Gartenstadt Teutoburgia, und sodann würdigen wir die Zeche Zollern bei Dortmund – das «Schloss der Arbeit» mit Backsteinfassaden, Fördergerüsten und Jugendstilfenstern. Wir tafeln und zechen in der Zeche.
4. Tag (Mi): Krupp’sches Imperium
Alfred Krupp (1812-87) hat wohl wie kein anderer das Selbstverständnis der Ruhrbieter Industrialisierung geprägt. Eine Führung durch das Firmengelände der ThyssenKrupp führt uns die Bedeutung dieser Industriellendynastie für das Ruhrgebiet vor Augen. Nach dem Mittagessen auf der Duisburger Flaniermeile tauchen wir in die Opulenz der Villa Hügel der Familie Krupp ein. Die Margarethenhöhe, angelegt von der Schwiegertochter des Firmengründers, ist ein Juwel der Gartenstadt-Reformarchitektur.
5. Tag (Do): Am Rande des Reviers
Die Museen Haus Lange und Haus Esters in Krefeld bilden ein ehemaliges Wohnensemble für die Seidenfabrikanten Hermann Lange und Josef Esters, entworfen von Ludwig Mies van der Rohe im Zeichen des Neuen Bauens. Nach einer Pause im «schönsten Biergarten Deutschlands» lauschen wir im Museum Insel Hombroich bei Neuss dem Dialog von westmodernen und ostasiatischen Beiträgen. In Anlehnung an Cézannes Diktum «Kunst parallel zur Natur» haben der Kunstsammler Karl-Heinrich Müller, der Bildhauer Erwin Heerich und der Landschaftsarchitekt Bernhard Korte ein Paradies von Leere und Fülle geschaffen.
6. Tag (Fr): Hagener Impuls
Mit der Gartenstadt Hohenhagen setzte Karl Ernst Osthaus seine Vision der Reformarchitektur um. Als deren geistige Mitte wurde das Landhaus Hohenhof nach Jugendstil-Entwürfen Henry van de Veldes konzipiert. Der Bauhaus-Wegbereiter Peter Behrens gestaltete das tempelgleiche Krematorium Hagen-Delstern. Das Museum Folkwang in Essen hat Osthaus’ Kunstbestand erworben, um den «Hagener Impuls» auch künftig aufrechtzuerhalten und kongenial fortzusetzen.
7. Tag (Sa): Abraumhalde und Altarbereich
Im Essener Dom ehren wir die älteste christliche Vollrundplastik, die Goldene Madonna aus der Ottonenzeit. Dann begeben wir uns auf den Stationenweg der Künstlerin und Nonne Tisa von der Schulenburg. Schliesslich stehen wir auf der Halde Haniel vor der Schwellen-Installation «Totem» von Agustín Ibarrola. Im Zentrum für Internationale Lichtkunst, eingerichtet in einer ehemaligen Brauerei in Unna, verweilen wir vor den Dauerinstallationen von Joseph Kosuth, Christian Boltanski, Mischa Kuball, Rebecca Horn, François Morellet, Olafur Eliasson und Adela Andea. Ein Abendessen in stilechtem Ambiente bildet den Ausklang der Reise.
8. Tag (So): Heimfahrt und Rückblick
Auf der Busfahrt in die Schweiz lassen wir die Erlebnisse der vergangenen Tage Revue passieren. Ankunft am Abend in Basel.
8 Reisetage
15.06. – 22.06.2025 (Sonntag bis Sonntag)
03.08. – 10.08.2025 (Sonntag bis Sonntag)
Preise
ab / bis Basel
Einzelzimmerzuschlag
Mindest-Teilnehmerzahl: 14, maximal 20
Fr.
Fr.
3220.–
540.–
Leistungen
Andreas Jahn, Germanist und Kunstvermittler, liebt das Verhältnis von Wort und Bild. Während seines Studiums der Deutschen Philologie, insbesondere an der Universität Basel, pflegte er den interdisziplinären Austausch mit den Kunsthistorikern. Heute arbeitet er an wichtigen Kulturinstitutionen in Bern, Basel und Zürich und leitet Studienreisen zu Malerei, Literatur und Architektur – ganz nach dem Motto Goethes: «Das Vielfache, was er an sich ausgebildet hat, zu anderer Nutzen täglich und stündlich zu gebrauchen, ist ganz allein sein Vergnügen, ja seine Leidenschaft.»
konzept & Leitung:
Andreas Jahn