mitten ins reich der mitte
Im Hochgeschwindigkeitszug zu Wurzeln und Blüten der chinesischen Zivilisation
Reiseprogramm
1. Tag (Sa): Abheben ins Reich der Mitte
Auch diese Reise beginnt, wie ein chinesisches Sprichwort sagt, mit einem ersten Schritt, in unserem Fall mit dem Abflug nach Shanghai, wo wir am Folgetag landen.
2. Tag (So): Shanghai – Weltstadt & Stadtwelt
Nach der Ankunft bleibt Zeit zum Ausruhen. Am Nachmittag versuchen wir dann, uns auf ersten Erkundungen in dieser Stadt der Superlative zurechtzufinden. Wir bummeln durch die pulsierende Nanjing-Strasse, eine der grössten und teuersten Einkaufsmeilen der Welt. Sodann geniessen wir von der von Kolonialgebäuden gesäumten Uferpromenade «Bund» aus die Sicht auf den modernen Stadtteil Pudong am anderen Ufer des Huangpu-Flusses, städtebauliches Symbol für die Entwicklung Chinas zur Weltmacht. 2 Übernachtungen in Shanghai.
3. Tag (Mo): Shanghai – kolonial & postkolonial
Wir schlendern durch die Französische Konzession, ein Viertel, das für elegante Architektur steht – und für Chinas «Jahrhundert der Demütigung» von Mitte des 19. Jh. bis 1949, als Kolonialmächte wie Frankreich sich in China extraterritoriale Rechte und Gebiete – die berüchtigten «Konzessionen» – sicherten. Als Kontrapunkt zur Kolonialgeschichte besuchen wir die Gedenkstätte der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas, deren einer Anspruch die Befreiung Chinas vom Kolonialismus war. Danach geniessen wir Ruhe im Ming-zeitlichen Yu-Garten und der Altstadt und Spiritualität im Jadebuddha-Tempel.
4. Tag (Di): Nanjing – Stadt der Staatsgründer...
Fahrt im Schnellzug in die traditionsreiche Stadt Nanjing. Wir besuchen das Grab des Gründers der Ming-Dynastie (14. bis 17. Jh.) sowie das als nationales Symbol der Republik entworfene Mausoleum des ersten Präsidenten Sun Yat-sen – ein passender Ort, um die Herausforderungen des chinesischen nation-building zu thematisieren. Ein Besuch des lokalen Konfuzius-Tempels bietet einen Vorgeschmack auf weitere Begegnungen mit diesem epochalen Denker an weiteren Stationen unserer Reise. 2 Übernachtungen in Nanjing.
5. Tag (Mi): … und der Seefahrer
In Nanjing stand die Drachenfluss-Werft, wo in der Ming-Zeit die Schiffe für weitausgreifende Handels- und Entdeckungsfahrten gebaut wurden. Bei einem Besuch von deren Überresten machen wir uns auch über das sinozentrische Tribut-Handel-System im Zusammenhang mit der «Neuen Seidenstrasse» Gedanken. Einen Bilderbogen der chinesischen Kulturgeschichte geniessen wir im Nanjing-Museum. Aber auch der Schattenseiten der Geschichte Chinas können wir gedenken bei einem optionalen Besuch der Gedenkstätte an das Nanjing-Massaker von 1937.
6. Tag (Do): Konfuzius – die Macht des Denkens
Zugfahrt nach Qufu, Geburtsstadt von Meister Kong, alias Konfuzius, der im 5. Jahrhundert v.Chr. zur Zeit der «Streitenden Reiche» lebte. Sein Denken prägte das Beamtenprüfungssystem und die chinesische Staatsphilosophie, aber auch die alltäglichen sozialen Beziehungen über 2000 Jahre. Wir tauchen in die Welt dieses Denkers bei einem Besuch des ersten Konfuzius-Tempels und des Anwesens seiner Familie ein. 2 Nächte in Qufu.
7. Tag (Fr): Konfuzius – das Denken der Macht
Im Konfuzius-Museum wird die Bedeutung des Konfuzianismus für China sowie hinsichtlich seiner Wirkungskraft für die entstehende Weltzivilisation deutlich. Damit wird eine Brücke geschlagen von Meister Kong zum zentralen Konzept Xi Jinpings, verankert in der Verfassung und der Aussenpolitik der Volksrepublik – ganz im Sinne eines der Einführungstexte im Museum: «Heute wird China, das die herausragenden Traditionen der konfuzianischen Kultur geerbt hat, eine einzigartige Rolle spielen in der Schicksalsgemeinschaft der Menschheit.» Weniger politisch geht es dann beim Besuch des Friedhofs der Familie Kong zu.
8. Tag (Sa): «Die erste Quelle unter dem Himmel»
In Jinan, einer Stadt mit einer mindestens 4000 Jahre langen Siedlungsgeschichte, besuchen wir in einem Park die Baotu-Quelle, die in der klassischen chinesischen Literatur so oft gepriesen wird. Die Siedlungs- und Kulturgeschichte Chinas wird uns im Shandong-Museum anschaulich, einem der grössten des Landes. Anschliessend Fahrt im Schnellzug nach Beijing. 6 Nächte in Beijing.
9. Tag (So): Himmlisches und Verbotenes
Der Platz des Himmlischen Friedens – Tiananmen - gilt als der grösste Platz der Welt. Ebenfalls superlativisch ist die Anlage, die wir durch das «Tor des Himmlischen Friedens» an seiner Nordseite betreten: der Herrscherbezirk der «Verbotenen Stadt», ein Meisterwerk der chinesischen Architektur aus dem 15. Jh. Durch die repräsentativen Empfangshallen und riesigen Innenhöfe gelangen wir zu den Privatgemächern der Kaiserfamilie mit klassischen Gärten und reich verzierten Wohngebäuden. Und himmlisch geht es weiter beim Besuch des Himmelstempels, wo die Kaiser opferten.
10. Tag (Mo): Konfuzius’ langer Schatten
Wir beginnen den Tag mit einem Besuch des Konfuzius-Tempels in Beijing, einer der bedeutendsten Tempelanlagen, die dem Meisterdenker geweiht sind. Dessen Lehre begleitet uns auch bei der Besichtigung der Kaiserlichen Akademie, wo sie als Staatslehre verbreitet wurde: Hier prägte sie das Beamtenprüfungssystem und die chinesische Staatsphilosophie. Eine andere Lehre begegnet uns im tibetisch-buddhistischen Lama-Tempel, bekannt für seine Architektur und die riesige Buddha-Statue. Den Tag beschliessen wir beim Lustwandeln in den Anlagen des Sommerpalastes.
11. Tag (Di): Chinesische Geschichtsschau
Im Chinesischen Nationalmuseum lassen wir bisherige Stationen der Reise Revue passieren und verschaffen uns einen Überblick über Epochen, Dynastien und Hinterlassenschaften der jahrtausendealten chinesischen Kultur – und einen Einblick in die Art, wie das offizielle China die Geschichte des Landes präsentiert. Im riesigen Museum könnte man leicht mehrere Tage verbringen. Wer Lust hat, geniesst die einmalige Sammlung noch in Eigenregie. Ansonsten steht der Nachmittag für individuelle Unternehmungen und Einkäufe zur Verfügung.
12. Tag (Mi): Krieg und Frieden in Beijing
Im Hauptstadtmuseum, einem der modernsten Museen des Landes, blicken wir in die Geschichte Beijings als Hauptstadt und Weltstadt. Beijings Rolle als Brennpunkt der Weltgeschichte erfahren wir bei einem Besuch der Marco-Polo-Brücke aus dem 12. Jh., wo durch einen von der japanischen Besatzungsmacht inszenierten Zwischenfall 1937 der Zweite Japanisch-Chinesische Krieg losgetreten wurde. An diesen Krieg und das kollektive Trauma, das er hinterlassen hat und das die chinesisch-japanischen Beziehungen bis heute belastet, wird auch im Widerstandsmuseum des chinesischen Volkes gegen die japanische Aggression in der nahegelegenen Garnison von Wanping erinnert.
13. Tag (Do): Bauten für die Ewigkeit
Wir unternehmen einen Ausflug zur Grossen Mauer, die die nördliche Grenze Chinas vor den «Barbaren» schützen sollte. Ebenfalls für die Ewigkeit bestimmt war die monumentale unterirdische Grabanlage des Ming-Herrschers Wanli in Ding Ling aus dem 16./17. Jahrhundert, in dessen mit Marmor ausgekleideten Hallen sich eine einmalige Kunstsammlung befindet. Auch seine beiden Frauen sind dort beigesetzt. Ding Ling war die erste und bislang einzige Ming-zeitliche Grabanlage, die freigelegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
14. Tag (Fr): Aus der Mitte an die Peripherie
Im Laufe des Vormittags fliegen von Fernost wieder in den Westen, wo wir am Abend in Zürich landen.
Unser Reisegebiet zwischen Yangtse, Nanjing, der südlichen Hauptstadt, und Beijing, der nördlichen Hauptstadt, kann in mehrfacher Hinsicht als das Kernland Chinas gelten: Hier entstanden die ersten flussabhängigen Ackerbaugesellschaften. Hier sorgten die «Streitenden Reiche» für Unordnung und die Han-Dynastie (2. Jh. v.Chr. bis 2. Jh. n.Chr.) wieder für Ordnung. Hier wirkte Meister Kong, weltweit bekannt als Konfuzius, dessen Lehre die Theorie und Praxis der Staatsführung bis heute ebenso prägt wie die Sozialethik. Kurz: Hier werden erstmals entscheidende materielle und immaterielle Aspekte der kulturellen und politischen Geschichte Chinas fassbar. So ist unsere Reise denn gewissermassen Grundlagenforschung, die uns hilft, auch Phänomene des modernen China von ihren Ursprüngen her zu verstehen.
konzept & leitung:
Prof. Dr. Patrick Ziltener
Als habilitierter Soziologe, Ökonom und Historiker beschäftigt Patrick Ziltener sich mit China sowohl als Wissenschaftler an der Universität St. Gallen (HSG) wie auch als Politikberater im SECO: In ersterer Funktion erforscht er China als Beispiel für aussereuropäische Globalisierung und Staatlichkeit. In letzterer führte er als wissenschaftlicher Berater die Verhandlungen über Freihandelsabkommen mit Staaten in Fernost und evaluiert diese im Auftrag der Schweizer Aussenhandelsorganisation S-GE und dem Sino-Swiss Competence Center (SSCC) der HSG.
richtPreise
ab / bis Zürich
Einzelzimmerzuschlag
Mindest-Teilnehmerzahl: 12, maximal 22
Fr.
Fr.
5690.–
740.–
Leistungen
14 Reisetage
11.10. – 24.10.2025 (Samstag bis Freitag)